Chronik

75. Geburtstag (20. Dezember 2013)

»Suche nach Geborgenheit«

»Der gebürtige Magdeburger, der als 17-jähriger aus der DDR in den Westen floh, ist ein kompromissloser Purist, der sich als Zeichner und Grafiker einem selbst gewählten Thema über Monate und Jahre immer wieder neu stellt und ihm in konsequenter serieller Arbeit hartnäckig gerecht zu werden sucht«, stellt Manfred Stienecke in seinem Geburtstagsartikel fest. […] »Das Kopf-Skelett als unvergänglicher Verweis auf die menschliche Kultur und häufig variiertes Motiv des Memento mori in der Kunst beschäftigt ihn seit nunmehr vier Jahrzehnten«. Der Autor geht auf die Ausstellung in Magdeburg ein, das Gerhard Staufenbiel aufgrund der Kriegszerstörungen früh verlassen musste. Er könne deshalb seine Geburtsstadt nicht als »Heimatstadt« sehen, aber auch Paderborn sei für ihn nur »ein Ort des Zuhauseseins«. Stienecke zitiert den Künstler, für den der Mittelpunkt Paderborns nicht der Rathausplatz sei, sondern die Bartholomäuskapelle: »Sie ist für mich die Herzkammer der Stadt und gibt mir das Gefühl der Geborgenheit«.

(»Westfälisches Volksblatt« vom 19.12.2013)

 

»Auf der Suche nach der reinen Form«

Holger Kosbab geht in seinem Geburtstagsartikel auf die zeichnerischen Anfänge Gerhard Staufenbiels um 1960 ein und stellt fest: »Vor bald 40 Jahren ist Staufenbiel dann auf den Schädel als werkprägende Form gekommen. […] Der Ur-Schädel stammt aus dem Jahr 1976. Er suchte Gegenstände mit einer für ihn reinen Form. Und der menschliche Kopf ist für ihn das kompakte Ideal, in dem sich Details und Oberfläche vereinen. Seitdem hat er ihn gleich tausendfach in allen Varianten, Ansichten und Querschnitten gezeichnet. Die Darstellungen haben eine Art Evolution durchgemacht: vom reinen knöchernen Kopf bis zum Schädel, der Geschichten erzählt. Auch bekommt das Haupt zunehmend mehr Körperlichkeit – zuerst mit Wirbelsäule, später mit Rumpf«.  Kosbab geht auf Staufenbiels Arbeitsmethodik ein, ebenso auf dessen Beschäftigung mit Philosophie und Kunstgeschichte, Naturwissenschaft und Literatur, insbesondere seine Auseinandersetzung mit Friedrich Hölderlin. Er berichtet über die Lebenserfahrungen Staufenbiels, geprägt von Kriegserfahrung, Flucht und Tod der Eltern und zitiert den Künstler, dass Paderborn ein guter Ort zum Leben, jedoch nicht Heimat sei, die er auch nicht brauche. Kosbab geht detailliert auf die Magdeburger Zeichnungen ein, sieht die Verbindung zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und dem von Staufenbiel miterlebten Zweiten Weltkrieg, ebenso das Neue in der Darstellung der glatten Kugeln Guerickes und stellt resümierend fest: »Es kommt halt auf die Form an«.

(»Neue Westfälische« vom 20.12.2013)